SV Carmina

Reiseberichte

Einfach... ein reiches Leben!

Liest man in den verschiedensten Blog's die zahlreichen Erlebnisse und Abenteuer der vielen Blauwasser-Segler kann der Verdacht aufkommen, dass es wenige sind, die sich das leisten können.

Irrtum:
Natürlich braucht man die nötigen Mittel und ein geeignetes Schiff.  Aber wie viele Berichte zeigen deutlich, dass es auch mit weniger Geld wunderbar geht.
Und derzeit sind viele Segler mit wesentlich kleineren, bescheideneren Schiffen weltweit unter­wegs. So zum Beispiel Franz oder Jacqueline Evers mit ihrer Grinde und viele, viele mehr.
Auch ich selbst erlebe das deutlich. Logisch, ich verfüge über eine gute Pension aus der Schweiz, aber dafür habe ich aber auch hohe Beiträge, während meinem Berufsleben, einbezahlt. 

Nun lebe ich bereits das volle zweite Jahr (von insgesamt mehr als drei Jahren) auf meinem Schiff, hier auf der Azoren-Insel Sao Miguel. Ein besonderer Flecken vulkanischer Erde, mitten im Nordatlantik und überdies ein Paradies an Natur, Meer und Segelmöglichkeiten.

Sao Miguel 1

Schaue ich auf meine Ausgaben als Live-a-Bord sehe ich deutlich, dass ich mit wenig Geld einfach ein reiches Leben führen kann.
Meine Ausgaben sind hauptsächlich der Ernährung geschuldet. Ich spreche nicht von Verpflegung. Ich bin ein recht guter Koch, liebe die französische und italienische Küche und sorge allzeit für ein volles Menü, ebenso ein täglich reichliches Frühstück, selbst auf See, gehört dazu. Auch abends ein gutes Glas Wein darf dabei niemals fehlen. - Und für besondere Anlässe auch mal eine Flasche Champagner.Und gelegentlich einen guten Schluck Single Malt gehört ebenso zur Lebenskultur und -freude.

Dinner for two
Auch die Wartung meines Schiffes, die Liegeplatzkosten, Versicherungen etc. kann ich sehr gut bestreiten. Es sind nebst dem Lebensunterhalt auch die höchsten Ausgaben. Dann habe ich meinen SAAB hierher gebracht und das verschafft mir und Besuchern eine hohe Autonomie und die Gelegenheit diese Insel immer besser zu erkunden..

Vergleiche ich meine Lebenskosten mit dem früheren Leben an Land, fällt mir deutlich auf, dass mir die übliche Konsumwut nichts mehr bedeutet. Immer wieder neue Klamotten, ständig allerlei unnötiges Zeug, keine TV- + Radiogebühren, praktisch keine Steuern, tiefe Versicherungskosten, keine stöndig neue Luxuskarrosse für die Förderung der nachbarlichen Eifersüchtelei usw. Auch ist mein Energiever­brauch massiv reduziert. Ebenso Treibstoff für die motorisierte Fortbewegung. Immer noch habe ich aus Holland gute 200 Liter Diesel in Reserve (seit Juli 2022). Insgesamt knapp 240 Liter in dieser Zeit verbraucht. Mann rechne! - Die Aufzählung lässt sich endlos erweitern.
Rechne ich alle diese Ausgaben zusammen, die an Land jedermann einfach bezahlt, lässt sich damit nicht nur der Ankauf eines guten Schiffes, dessen Unterhalt und die variablen Lebenskosten bestens finan­zieren. 

Und an Stelle der längst nachbarschaftlichen Geschichten, banalen Unterhaltungen, einfältigen TV-Programmen usw. treffe ich hier ständig interessante Menschen, erfahre viel über deren Lebens­umstän­de, Einstellung, Motivation und Erlebnisse. Das ist wahrer Reichtum und auf nichts davon möchte ich verzichten.
Es sind Menschen/Segler aus allen Nationen. Keine Charterskipper, sonder Segler wo jeder mindestens ein paar tausend Seemeilen achtern liegen gelassen hat. Das formt und mit diesen Menschen lernt man immer wieder Neues. Und man fühlt sich untersich. Keiner braucht Bluff's, denn sonst wären die niemals hier. 

Sailors

Warum es also nicht wagen? Die Geldfrage halte ich im wesentlichen für eine Entschuldigung für den Mangel an Abenteuerlust, Bestehendes nicht aufgeben zu wollen, sich den täglichen Gewohnheiten bequem zu ergeben.

Selbst schuld, man erlebt dann halt auch nichts besonderes.

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